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Workcamp hoch drei

ewoca³“ – der futuristisch anmutende Titel steht für „Trilaterales europäisches Workcamp“. Das klingt spannend und ist es auch. Deshalb weitete das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk e.V. (IBB) das erfolgreiche NRW-Projekt aus: Mit „ewoca³(+) – for everyone“ bekommen auch Jugendliche aus den Bundesländern Brandenburg, Thüringen und Schleswig-Holstein die Chance, in drei aufeinander folgenden Jahren an einer internationalen Jugendbegegnung mitzuwirken. Ihre Erfahrungen dokumentieren der Youthpass und der Engagementnachweis International – die zunehmend stärker gefragt sind.

Frau Teiting, ewoca³(+) leistet erfolgreiche internationale Jugendarbeit und gleichzeitig wichtige Lobbyarbeit auf politischer Ebene. Welche Dimensionen der Anerkennung berührt Ihr Projekt konkret?

Foto: IBB e.V.
Foto: IBB e.V.

 

Durch die Ansprache von Politik und Verwaltung, die direkte Einbeziehung der Fachkräfte und der Jugendlichen, eine intensive und breit gestreute Öffentlichkeitsarbeit in traditionellen und digitalen Medien sowie die Verwendung verschiedener Zertifizierungsinstrumente haben wir versucht alle vier Dimensionen, also die formale, die politische, die gesellschaftliche und die persönliche Dimension der Anerkennung, in unserem Projekt anzusprechen.

Was hat dabei gut geklappt, wo gab es Schwierigkeiten?

Sicher sehen wir auch Verbesserungspotential. Die Situation der internationalen Jugendarbeit ist in den verschiedenen Bundesländern doch diverser als bei Projektstart erwartet. Das betrifft zum einen den Bekanntheitsgrad und die Bewertung bei Fachkräften und politischen Vertreter(inne)n, aber vor allem auch die formalen Bedingungen zur Förderung von internationalen Maßnahmen. Es fehlt an der nötigen Unterstützungsstruktur und Mitteln mit flexiblen Richtlinien, um den Bedarfen der Zielgruppe gerecht zu werden. Um das zu ändern, müssen wir in einen stärkeren Dialog mit Politiker(inne)n und Behörden treten. Das geht nicht von heute auf morgen.

 

Foto: IBB e.V.
Foto: IBB e.V.

Was muss sich aus Ihrer Sicht ändern, um die Anerkennung der internationalen Jugendarbeit zu verbessern?

Wir wollen insbesondere das Bild von internationalen Projekten als „Luxusaktivität“ der Jugendarbeit verändern. Internationale Maßnahmen gelten als besonders schwierig, arbeitsaufwändig und schlecht finanziert und sind es leider auch oft. Viele Träger wagen deshalb den Schritt in die Internationalisierung nicht, und zwar besonders die Träger, die erfolgreich mit den so genannten austauschfernen Zielgruppen arbeiten. Zusätzlich zu einer nachhaltigen Finanzierung und Richtlinien, die sich an den Bedürfnissen der Zielgruppe orientieren, braucht es also eine niedrigschwellige, unabhängige Beratungs- und Unterstützungsstruktur, die die Träger qualifiziert und vor Ort Hilfestellung bietet. Zum Beispiel bei der Öffentlichkeitsarbeit und bei der Beantragung europäischer Mittel, denn davon sind vor allem kleinere Träger meist überfordert. Grundsätzlich bleibt uns die Erkenntnis, dass der Dialog zwischen Fachkräften und Politik und Verwaltung intensiviert werden muss: Die Richtlinien für Internationale Jugendarbeit entsprechen in vielen Regionen Deutschlands nicht den Bedürfnissen der Träger. Hier können wir ansetzen.

Bild: IBB e.V.
Bild: IBB e.V.

Partizipation wird großgeschrieben…

„Demokratie in Europa erleben“ und dabei ein echtes Wikingerschiff bauen oder unter dem Motto „EUROPE is in da’HOUSE“ Visionen für eine gesamtgesellschaftlich glückliche Zukunft entwickeln – spannende Vorhaben, die die Teilnehmenden der ewoca-Jugendcamps drei Jahre bei der Stange halten. Denn bei ewoca³(+) geht es um eine nachhaltige Zusammenarbeit: Junge Erwachsene aus Brandenburg, Thüringen und Schleswig-Holstein arbeiten von 2015 bis 2017 in den Sommerferien an einem Projekt, jeweils zusammen mit Jugendlichen aus zwei weiteren europäischen Ländern.

…und ernst genommen

Die Verbesserungsvorschläge der Jugendlichen werden direkt im Folgejahr umgesetzt. Die Beteiligung der Teilnehmenden umfasst die gemeinsame Planung und Durchführung der Camps, aber auch die Öffentlichkeitsarbeit über einen Blog (http://ewoca.org/live/de/). Eingebunden werden die Jugendlichen auch in die politische Dimension von ewoca³(+): Bei Veranstaltungen wie dem „Fachtag Internationale Jugendarbeit“ im Landtag in Potsdam hatten Projektteilnehmende Gelegenheit, mit Vertreter(inne)n aus Politik und Verwaltung ins Gespräch zu kommen.

Nachweise sind gefragt

Dieses Engagement bescheinigt den Jugendlichen anschließend der „Youth Pass“ oder auch der „Engagementnachweis International“. „Der Bekanntheitsgrad der Nachweise scheint generell zu steigen“, sagt Katharina Teiting, „allerdings wäre es aus unserer Sicht wünschenswert, für die Zertifikate auch Unterstützung in leichterer Sprache zur Verfügung zu stellen“.

Aktive Öffentlichkeitsarbeit

Um die Anerkennung der internationalen Jugendarbeit in der Öffentlichkeit zu stärken, hat sich ewoca³(+) die intensive Ansprache von Medien, Fachkräften der Jugendarbeit und politischen Entscheidungsträger(inne)n auf die Fahne geschrieben. Der schon genannte Blog und Facebook-Aktivitäten unterstützen die klassische Pressearbeit, die bislang eine beachtliche Zahl an Veröffentlichungen einbrachte. Die Übernahme der Schirmherrschaft durch Landespolitiker/-innen brachte dem Projekt außerdem ein Plus an Sichtbarkeit ein.


Katharina Teiting ist Projektreferentin des Förderprogramms ewoca³(+) beim Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk e.V. (IBB) in Dortmund.